Sonntag, 13. März 2016

"Throne of Glass - Die Erwählte" von Sarah J. Maas


Euphorische Bewertungen und begeisterte Rezensionen haben mich dazu bewegt, dieses Buch zu lesen. Das Cover sah ansprechend aus und der Klappentext las sich interessant, also dachte ich mir 'Hey, endlich mal wieder Fantasy, das wird ein Spaß!'. Es wird tatsächlich ein Spaß. Zumindest diese Rezension zu schreiben. (Könnte eventuell etwas Sarkasmus enthalten.)

Es klingt vielversprechend: Die Assassinin Celaena schuftet in einem Todeslager und wird eines Tages aus den Salzminen von Endovier gerissen, als der Kronprinz sie dazu auffordert, sein Champion zu werden und sechs Jahre lang der Krone zu dienen, um deren Drecksarbeit zu erledigen. Da dies aber zu einfach wäre, hat der König noch 23 andere Anwärter auf diese Stelle zu sich holen lassen, sodass innerhalb weniger Monate per Ausscheidungsverfahren nur noch die vier Besten unter ihnen übrig bleiben. Diese sollen in einem Zweikampf schließlich entscheiden, wer die Stelle am Königshaus haben soll.
Klingt eigentlich ganz gut... dachte ich mir...

Das Ganze spielt in einer Welt namens Erilea, in der einmal Magie vorhanden war, aber heute nicht mehr allzuoft angetroffen wird, weil der König alles Magische und deren Wirker hat vernichten, bzw. umbringen lassen. Die Erinnerung daran hat sich verflüchtigt, auch wenn mir nicht ganz klar ist warum, da die Zeitspanne eigentlich nicht zu groß sein kann, wurden diese Maßnahmen doch von einem einzigen König ergriffen... Aber gut, darüber wollte ich mal hinwegsehen.
Viel mehr erfahren wir nicht über das Land. Es gibt zwar eine Karte, die auch ganz schön anzusehen ist, aber mehr als der Krieg und ein paar Länder werden nicht erwähnt. Die paar Andeutungen, die gemacht werden, reichten zumindest mir nicht aus, um meine Neugier zu befriedigen.
Die Übersetzerin hat sich bei den Städtenamen nicht allzuviel Mühe gemacht, denn die blieben einfach so, wie sie waren. So gibt es neben dem Golf von Oro auch die White Fang Mountains, den Oakwald Forest oder den Silver Lake. Auch die Personennamen wurden nicht übersetzt. Manchmal kam mir das etwas seltsam vor, wenn dann Miss Spindlehead neben Sardothien und Adarlan auftaucht. Naja.

Wir lernen die Hauptfigur der 18-Jährigen Celaena kennen und können ihren Gedanken etwas folgen. Dabei lässt sie das ein oder andere Mal verlauten, wem sie gerne die Kehle aufschlitzen würde und wie lange sie exakt dafür brauchen könnte. So an die gefühlten fünf Mal pro Seite. Wir wissen also 'Aha, sie scheint eine totale Killerin zu sein!'. Dies hält an, bis Celaena zur Heimat des Kronprinzen Dorian und seines Captains der Leibgarde Chaol ankommt. Ab dort scheinen wir genug über die Fähigkeiten der Protagonistin erfahren zu haben, dann nun mutiert sie zu einem typischen (heutigen) Teenager. Sie steht auf Partys, liebt Süßigkeiten und macht sich so einige Gedanken über die Annäherungsversuche des Kronprinzen und die scheuen, nicht leicht zu ahnenden Avancen des Captains. Die Prüfungen der Champion-Anwärter sind zwar allgegenwärtig, scheinen für Celaena aber nicht weiter von Bedeutung zu sein, da sie ja sowieso gewinnen wird. Dass sie gerade aus einem einjährigen Aufenthalt in einem Todeslager und einer mehrwöchigen schwierigen Reise durch die Lande wiederkehrt ist da Nebensache, Training gibt es erst einen Tag vor Beginn der Prüfungen. Logisch, Celaena hat genug Talent, wer braucht da schon Training?
Das ist auch eines, was mir negativ aufgefallen ist. Dieses Mädel kann wirklich alles und das auch noch nahe an Perfektion. Eine neunjährige Ausbildung hat sie zu einer beidhändigen Killerin gemacht, die so ziemlich alle Waffenarten beherrscht. Außerdem spielt sie wunderhübsch das Pianoforte, hilft bei der Ermittlung von seltsamen Todesfällen und behält trotz der Schrecken ihrer Vergangenheit ihren Humor und ihre Unbeschwertheit, die dann doch recht häufig von heftigen Anflügen von Angstzuständen vor dem König oder den nächtlichen Begebenheiten in ihrem Zimmer unterbrochen werden. Einzige schlechte Angewohnheit ist ihr vorlautes Auftreten, aber wer kann der jungen Dame schon widerstehen? Dorian und Chaol sicher nicht. Die abgebrühte Assassinin, die einem ständig in den Ohren lag, dass sie diesen und jenen in windeseile umbringen könnte, tötet in dem gesamten ersten Band übrigens nicht einen einzigen Menschen.

Der Kronprinz Dorian ist nicht so gut auf seinen Vater zu sprechen und will eigentlich nur Celaena als Champion, um diesem damit eins auszuwischen. Die Vergangenheit des Prinzen wird nicht sonderlich beleuchtet, obwohl wir mitbekommen, dass Chaol und Dorian sehr gute Freunde sind. Außerdem hat Dorian noch einen kleinen Bruder, von dem wir nur wissen, dass er gerade auf einem Internat ist und mit acht oder neun Jahren seine Dienerin verprügelt hat. Scheint ein sehr kräftiger Kerl für sein Alter zu sein.
Dorian und Chaol kamen mir so unglaublich langweilig vor, dass ich hier mal etwas abkürzen will. Die beiden sind in Celaena ziemlich verschossen, wobei der Prinz das eher zugibt, als der schüchterne Captain. Die Dialoge zwischen den jeweiligen Pärchen sind teilweise so nichtssagend und auch absolut sinnlos und ohne Bezug auf die Geschichte, dass ich nur schnaubend den Kopf schütteln konnte. Überhaupt sind die Dialoge von modernen Sätzen geprägt, die ich in einem High-Fantasy Roman nicht erwarten (und auch nicht lesen wollen) würde. Da bringt dann auch das 'Ihr' und 'Euch' nichts mehr, wenn der Captain der Assassinin sagt: "Zieht keine Show ab!" oder Celaena der Gedanke durch den Kopf springt: 'Igendwie wollte sie ihn küssen.' Whoa, welch Erkenntnis!

Da wir schon dabei sind, ich hatte sehr an den veschiedenen Arten zu knabbern, wie die Autorin mich aus der Welt herausreißen wollte. Wunderbarstes Beispiel: Wir befinden uns in einer Fantasy-Welt und haben mehrere Götter, die dem Volk bekannt sind, neben Magie und anderem vergleichbaren Kram. Und dann wird erwähnt, dass der kleine Bruder von Dorian gerade im Internat eingeschneit ist und erst nach den Osterferien nach Hause kann. Aha. Osterferien. Okay...
Dann die Taten des Königs, der zum einen dem Untergebenen sagt, er solle nicht so viel Aufsehen erregen, allerdings selbst von einer Reise mutterseelenallein ohne seine kleine Begleitarmee wiederkehrt. Ist auch gar nicht auffällig.
Celaena selbst ist außerdem eine ausgebildete Assassinin, kommt mir aber eher so vor wie eine eingebildete kleine pubertierende Teenagerin, die sich einfach so mit plötzlich auftauchenden Süßigkeiten vollstopft, ohne zu wissen woher sie kommen und von wem sie sein könnten. Wenn ich Assassinin wäre, würde ich mir doch halbwegs Gedanken machen, ob da vielleicht Gift oder sowas drin wäre?! Nö, Celaena kratzt es nicht.
Und dieses nervige Getue von Prinz und Captain, die immer wieder ungefragt in Celaenas Gemächern auftauchen! Haben die nichts anderes zu tun?
Der Captain schaut sich außerdem andauernd irgendwelche Leichen an, braucht aber trotzdem Celaenas Hilfe, um offensichtliche Dinge herausfinden zu können.
Und diese genauso offensichtlichen Fragen, die sich alle stellen und wo ich mir die ganze Zeit in Gedanken einen abbrülle "DAS IST DOCH OFFENSICHTLICH, WER DAS WAR!"

Ich war am Ende unglaublich froh, dass ich dieses Buch geschafft habe, ohne Bluthochdrucksstörungen zu bekommen. Ich werde auch nicht die nächsten Bände lesen. Wer auf diese Teenie-Fakefantasy-Love-Neuzeit-Kacke steht, der ist hier wunderbar bedient, aber ich würde doch endlich gern mal wieder etwas mit mehr Substanz lesen.

Einen Finger für den flüssigen Schreibsil und einen Finger für die halbwegs guten Namen. Eigentlich wollte ich drei Finger geben, aber mir fällt grad nicht mehr ein, weshalb ich den dritten geben wollte. Also bleiben wir bei zwei.